Ein halbes Jahrhundert an der Spitze der Jagd- und Schießsportbranche
50 Jahre IWA OutdoorClassics: Eine Zeitreise.
Von kleinen Anfängen, als Mitglieder des Verbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler (VDB) ihre Neuheiten auf Tischen präsentierten, bis hin zum heutigen Status als globale Leitmesse der Jagd-, Outdoor- und Schießsportbranche – die IWA OutdoorClassics in Nürnberg hat eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Dieses Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Jubiläum und steht mehr denn je für Innovation, Qualität und die unerschütterliche Leidenschaft einer ganzen Branche. Was einst ein kleiner Kreis Fachleute war, hat sich zu einem weltumspannenden Treffpunkt entwickelt, an dem Hersteller, Importeure, Industrie und Handel die Zukunft gestalten. Eines hat sich bis heute nicht verändert: Die Branche hatte damals wie heute Redebedarf und stand aus unterschiedlichen Gründen über die Jahre hinweg unter Zugzwang. Auch heute nutzen Marktakteure die Gelegenheit, sich auf der IWA OutdoorClassics zu vernetzen – um gemeinsam auf die Herausforderungen zu reagieren und die Geschäfte von Morgen angehen zu können. Nur auf der IWA treffen sich die Geschäftsführer internationaler Marktführer, und finden Lösungen für internationale Vertriebsstrukturen. Für viele ist die Rückkehr auf die IWA vergleichbar mit einem Heimkommen. Aus Geschäftspartnerschaften entwickelten sich nicht selten langjährige, internationale Freundschaften.
Die Anfänge der IWA
Die IWA OutdoorClassics, die 1974 als „Bundesverbandstag der Deutschen Büchsenmacher und Waffenfachhändler“ des VDB (Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler) ins Leben gerufen wurde, hat sich in den letzten 50 Jahren zur Weltleitmesse für Jagd, Schießsport und Outdoor-Ausrüstung entwickelt. Ursprünglich mit rund 100 Ausstellern gestartet, darunter Namen wie AKAH, Georg Fritzmann, Helmut Hofmann, Dynamit Nobel (heute RWS) und Manfred Alberts, hat sie sich über die Jahrzehnte zu einem internationalen Schaufenster und einem wichtigen Treffpunkt für das Fachpublikum entwickelt. Besonders hervorzuheben – mit einer kleinen Anekdote - ist in diesem Kontext übrigens die Firma UMAREX, die als einzige Firma an allen IWA-Ausgaben der letzten 50 Jahre teilgenommen haben: Ob im ersten Jahr der Pandemie, als der Standbau zum Zeitpunkt der Absage bereits fertiggestellt wurde, oder auch zur IWA Studio Edition im darauffolgenden Jahr, als man der einzige Aussteller mit Standbau war, um in hybrid zu präsentieren.
Zurück zur Geschichte: Bereits in den späten 70er und den frühen 80er-Jahren entwickelte sich die IWA stetig weiter und expandierte sowohl in ihrer Größe als auch in ihrem internationalen Ansehen. Schon 1978 deuteten beispielsweise die Modevorführung in Halle B (der heutigen Halle 1) auf die zunehmende Diversifizierung der Messe und die Erweiterung ihres Angebots hin. Saßen zur IWA-Eröffnung anfangs fast ausschließlich Männer, hat sich das Bild heute doch sehr gewandelt.
Die IWA wächst weiter
Die 1990er Jahre markierten einen Wendepunkt für die IWA, als sie ihr 20-jähriges Bestehen feierte und sich endgültig als internationale Fachmesse etablierte. Die Expansion des Messezentrums Nürnberg in dieser Zeit spiegelte das Wachstum und die zunehmende Bedeutung der IWA wider. Während dieser Zeit entstanden auch neue Traditionen und Veranstaltungen, die die Messe bereicherten und ihr Profil schärften. Als stärkstes Jahr der IWA OutdoorClassics trägt sich das Jahr 2019 in die Geschichtsbücher ein: 1.619 Aussteller und 45.500 Besucher kamen auf insgesamt 60.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zusammen.
Die 2020er Jahre begannen mit Herausforderungen, besonders durch den Beginn der Corona-Pandemie. Mit der einmaligen IWA Studio Edition bewies die IWA OutdoorClassics ihre Stellung als vielseitiger Partner, vernetzte die Branche auf diesem außergewöhnlichen Wege. 2022 kehrte die IWA OutdoorClassics in Präsenz zurück, obwohl die Pandemie noch nicht ganz beendet war. Die Menschen sehnten sich nach persönlicher Begegnung und hier war sie schon 2022 wieder möglich – trotz Maskenpflicht und Abstandsregeln. Seitdem kehren immer mehr Händler und Hersteller auf ihre internationale Plattform zurück. Im Jahr 2023 zählte die IWA OutdoorClassics rund 1.100 Aussteller und 34.000 Fachbesucher aus 119 Ländern.
Politischer Anker
Seit einem halben Jahrhundert dient die IWA OutdoorClassics als politischer Dreh- und Angelpunkt für die internationale Jagd- und Schießsportindustrie. Historische Ereignisse wie die Unterzeichnung des Schengener Abkommens im Jahr 1985 und die Einführung der Feuerwaffenrichtlinie der Europäischen Union im Jahr 1991 haben die Branche schon früh maßgeblich geprägt. Die Feuerwaffenrichtlinie legte grundlegende Standards für den Besitz, die Herstellung und den Handel mit Schusswaffen fest, während das Schengener Abkommen den Grundstein für die Abschaffung der Grenzkontrollen zwischen den teilnehmenden europäischen Ländern legte, was auch den grenzüberschreitenden Handel mit Waffen positiv beeinflusste. Die IWA OutdoorClassics pulsierte in dieser Zeit, denn Sie war ein Antrieb für internationale Handelsgeschäfte.
Auch in den darauffolgenden Jahren häuften sich politische Ereignisse, welche direkt Einfluss auf die Jagd- und Schießsportindustrie nahmen. Positiv zu nennen ist hier die Einführung des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) im Jahr 1994, der mit 18 Staaten den weltgrößten Markt für freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr bildete.
Schließlich markierte die Einführung des EU-Waffenregisters im Jahr 2020 einen wichtigen Schritt in Richtung einer verbesserten Rückverfolgbarkeit von Schusswaffen innerhalb der Europäischen Union und einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten. Doch auch diese politischen Entscheidungen hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Industrie und den Handel. Neue Regulierungen und Standards erforderten Anpassungen in der Produktion, im Vertrieb und im Handel mit Waffen und Ausrüstung. Unternehmen mussten sich auf verschärfte Vorschriften einstellen und möglicherweise ihre Geschäftspraktiken anpassen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Gleichzeitig entstanden neue Möglichkeiten für Unternehmen, die sich auf die Einhaltung und Umsetzung dieser Vorschriften spezialisierten, und die Nachfrage nach Fachwissen und Beratung in diesem Bereich stieg – auch aufgrund eines schon damals langsam beginnenden, gesellschaftlichen Imagewandels der Jagd und des Schießsports.
Angesichts dieser Veränderungen war es für die Akteure in der Industrie unerlässlich, sich über diese Themen auszutauschen und zu informieren. Die IWA OutdoorClassics bot hierfür die ideale Plattform. Als führende Fachmesse der Branche ermöglichte sie es Unternehmen, Experten und Interessengruppen zusammenzubringen, um über die neuesten Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen zu diskutieren. Hier wurden nicht nur Produkte präsentiert, sondern auch Ideen ausgetauscht, Best Practices geteilt und Business-Netzwerke geknüpft. Die Messe diente als Forum für den Wissenstransfer und die Weiterentwicklung der Branche, und ihre Bedeutung als zentraler Treffpunkt für die Jagd- und Schießsportindustrie wurde im Laufe der Jahre immer deutlicher.
Produkte im Wandel
Nicht nur aus politischen Gründen hat die IWA OutdoorClassics einen bedeutenden Anteil am Erfolg einer ganzen Branche. Wie auch in anderen Märkten zu beobachten hat die Messe für eine Marktdynamik gesorgt. Unzählige Produktneuheiten wurden über die Jahre hinweg zur IWA OutdoorClassics präsentiert. Als Motor trieb die Messe Hersteller dazu an, an neuen Produkten und Technologien zu arbeiten. Nicht, weil es die IWA OutdoorClassics selbst, verlangte. Doch der Markt tat es.
Im Laufe der fünf Jahrzehnte hat sich das Spektrum der präsentierten Produkte signifikant erweitert. Während die erste Messe vorrangig Jagd- und Sportwaffen sowie Munition ins Rampenlicht rückte, präsentieren heute Aussteller zivile Waffen in fast sämtlichen Ausprägungen. Auch Kleidung und Zubehör beanspruchen nun einen gleichwertigen Stellenwert. Parallel dazu spiegelt sich der technologische Fortschritt in der Jagdausrüstung wider: Schalldämpfer sowie Nachtsicht- und Wärmebildgeräte sind aus der modernen Jagdpraxis kaum mehr wegzudenken.
Wenn aus Geschäften Freundschaften wachsen
Die IWA OutdoorClassics ist für viele langjährige Aussteller und Besucher nicht nur ein fixer Geschäftstermin. Im Laufe der Jahre haben sich auf der Messe Freundschaften zwischen internationalen Händlern und Herstellern, aber auch Pressevertretern, den Veranstaltern sowie Partnern gebildet.
Paolo Tagini, ehemaliger Redakteur für italienische Fachzeitschriften, besuchte die IWA über 25-mal: “Die IWA war für mich viel mehr als eine Ausstellung: Sie war der allgemeine Treffpunkt, das lang ersehnte Treffen mit Freunden aus allen Ländern, der Ort für spannende Diskussionen, die beste Gelegenheit zu sehen, was in der Welt der Waffen passiert. Last but not least das "after IWA": Abende und oft Nächte, die man in den vielen Brauereien Nürnbergs verbrachte, um alte und neue Freunde zu treffen. Ein wahrer Schmelztiegel der Ideen”.
Auf die nächsten 50 Jahre
Die IWA OutdoorClassics blickt stolz auf die vergangenen 50 Jahre, mit treuen Ausstellern und fast 1 Millionen Besuchern, welche über die Jahre hinweg die Messe Jahr für Jahr besucht haben. Doch der Blick richtet sich natürlich nicht nur zurück: Bereits zum Jubiläum werden auf der IWA OutdoorClassics die Trends von heute und morgen präsentiert. In diesem Jahr liegt ein Schwerpunkt auf der künstlichen Intelligenz, und inwieweit diese Einzug in Produkte und Handel findet, um nur ein Beispiel genannt zu haben. Alle Trendthemen werden ab diesem Jahr unter der Klammer „IWA VISION“ kombiniert – um hervorzuheben, dass die IWA OutdoorClassics sich umso mehr auf die Themen von morgen fokussiert. Die Messe und das Angebotsspektrum verändern sich mit der Gesellschaft und mit der voranschreitenden Digitalisierung. Wer weiß also, welche Produkte und Entwicklungen bereits 2025 in den Hallen der IWA OutdoorClassics zu finden sein werden? In jedem Fall wird es auch im kommenden Jahr wieder zahlreiche Besucher aus aller Welt nach Nürnberg ziehen.