Zwischen Freiheit und Restriktion: Was das Messerverbot für die Survival- und Bushcraft-Community bedeutet
17.02.2025 Outdoor Interview

Zwischen Freiheit und Restriktion: Was das Messerverbot für die Survival- und Bushcraft-Community bedeutet

Das Messer ist ein essenzielles Werkzeug für Outdoor-Enthusiasten, Survival-Experten und die Bushcraft-Community. Durch zunehmende Regulierungen, insbesondere das Verbot von feststehenden Messern mit einer Klingenlänge über 12 cm geraten Outdoor-Liebhaber in die gedankliche Zwickmühle zwischen Funktionalität und Gesetzestreue. Die aktuelle Gesetzeslage erschwert außerhalb eines Privatgrundstückes die legale Mitführung und Nutzung von Messern für Hobby- und Profianwender gleichermaßen. Doch was bedeutet das konkret für die Outdoor-Praxis?

Die YouTuberin und Survival-Expertin Vanessa Blank im Portrait. Vanessa Blank ist eine absolute Expertin für Survival. Auf der IWA teilt Sie ihr wissen.

Das Messer als unverzichtbares Werkzeug 

„Das Messer ist einer der wenigen Gegenstände, die alle Survivaler und Bushcrafter mit sich führen, weil es einfach so vielfältig ist“, erklärt Vanessa Blank, freiberufliche Medienproduzentin und bekannte Outdoor-Expertin. Mit einem Messer lassen sich Holzkonstruktionen bauen, Feuer entfachen, Nahrung zubereiten und im Notfall jagdliche Aufgaben erledigen. Die gesetzlichen Einschränkungen betreffen daher nicht nur den Transport, sondern auch die grundsätzliche Ausübung des Hobbys. Andererseits: "Die meisten Outdoor-Enthusiasten werden sich Orte suchen, an denen ihnen kein anderer Mensch über den Weg läuft", so Blank. Wen sollte der Einsatz eines Messers dort stören?

 

Das deutsche Waffengesetz: rechtliche Stolpersteine 

Das deutsche Waffengesetz, insbesondere § 42a, untersagt das Führen von feststehenden Messern mit einer Klingenlänge über 12 cm, es sei denn, ein berechtigtes Interesse liegt vor. Jäger oder Handwerker können beispielsweise ein solches Interesse nachweisen, die meisten anderen Bürger nicht. Wenn die Allgemeinheit das Führen eines Messers als nicht verwerflich ansieht und die Nutzung einem allgemein anerkannten Zweck dient, könnte ein berechtigtes Interesse vorliegen. Aber letztendlich ist es immer eine Interessensabwägung und im Einzelfall zu beurteilen. „Ich kann das gut händeln, weil ich den Wald quasi vor der Haustüre habe und durch meinen Beruf das berechtigte Interesse nachweisen kann“, sagt Blank. Doch viele Outdoor-Fans müssen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an ihre Ziele gelangen oder städtische Waffenverbotszonen passieren, wo das Mitführen von Messern grundsätzlich verboten ist. 
Besonders heikel ist die Transportfrage. „Wenn man einen kleinen Waffenkoffer für sein Messer hätte und den mit einem Vorhängeschloss oder Kabelbinder sichert, wäre man rechtlich auf der sicheren Seite, denn so ist das Messer nicht griffbereit hält ein vermindertes Gefahrenpotential inne“, erklärt Blank. Dennoch bleibt eine Unsicherheit: „Vielerorts ist unklar, was konkret erlaubt ist und was nicht.“ Die gesetzlichen Grauzonen und das Risiko, unbewusst eine Straftat zu begehen, sorgen in der Community für Unmut. 

 

Die Reaktion der Community zum neuen Waffengesetz 

Vor allem aber wird in der Community kritisiert, dass die Verschärfung der Gesetzgebung gesetzestreue Outdoor-Enthusiasten trifft, während Kriminelle sich ohnehin nicht an Waffengesetze halten, beschreibt Blank ihren Eindruck. „Das ist der Hauptkritikpunkt: Die Falschen werden bestraft“, betont sie. Die meisten Messer-Straftaten würden ohnehin mit Messern begangen, die bereits vor der Verschärfung des Waffenrechts verboten gewesen wären. Gleichzeitig wachse das Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung, gerade in Bezug auf Selbstverteidigung. 

 

Alternativen und Anpassungsstrategien 

Angesichts der Restriktionen müssen sich Outdoor-Profis und Hobbyisten an die neuen Regeln anpassen. Das Führen kleinerer Messer unter 12 cm bleiben unter Einhaltung der Gesetze erlaubt, doch ihre Funktionalität ist begrenzt. „Man könnte vieles auch mit kleineren Messern umsetzen, aber es ist nicht förderlich für die Langlebigkeit und erschwert die Arbeiten“, berichtet die erfahrene Outdoor-Expertin. 
Bei ihren Bushcraft-Kursen wirkt sich das Messer-Verbot ebenfalls aus. Die Kursteilnehmer sind dabei selbst für die Einhaltung der Gesetze zuständig. „Anders sieht es natürlich mit den Werkzeugen aus, die ich ihnen zur Verfügung stelle. Hierbei achte ich selbstverständlich penibel darauf, dass alles gesetzeskonform ist“, erläutert Vanessa Blank.
Ein weiterer Ansatz in Bezug auf Sicherheit und Selbstverteidigung ist das verstärkte Training im Umgang mit alternativen Werkzeugen und Techniken – ganz ohne Messer, also unter anderem Schulungen in Selbstverteidigung und im Einsatz von Alltagsgegenständen bei Gefahr.

Vanessa Blank – Outdoor-Expertin mit Reichweite

Vanessa Blank ist eine freiberufliche Medienproduzentin, bekannte Outdoor-Expertin und Bushcraft-Trainerin. Seit vielen Jahren vermittelt sie ihr Wissen rund um Survival, Bushcraft und naturnahes Leben sowohl in direktem Kontakt als auch über digitale Kanäle. Auf ihren beiden YouTube-Kanälen – einem deutschsprachigen und einem internationalen – erreicht sie insgesamt 393.000 Follower. Mit authentischen und praxisnahen Inhalten hat sie sich als feste Größe in der Outdoor-Community etabliert. 
Auf der IWA OutdoorClassics 2025 wird sie am Freitag, 28. Februar, 13:00 Uhr, (BLADE Demo Area, Halle 5 Stand 5-100) zusammen mit der Rechtsanwältin Nina Naske und dem Jäger Carsten Zulauf über „Wie praxistauglich ist das deutsche Waffenrecht in Bezug auf Messer in den Bereiche Outdoor, Jagd und Sport?“ diskutieren. 

Autor

Thomas Horsmann

Thomas Horsmann

Freier Journalist