Immer mehr Frauen auf der Jagd: ein Trend, den Sie nicht außer Acht lassen sollten
09.09.2024 Jagd

Immer mehr Frauen auf der Jagd: ein Trend, den Sie nicht außer Acht lassen sollten

Wer ein Unternehmen führt, der weiß, wie wichtig es ist, den eigenen Zielmarkt genau zu kennen. Besonders wichtig ist dies in der Jagdbranche, deren Zielgruppe oftmals durch einige klar definierte Merkmale gekennzeichnet ist. Wenn Sie in dieser Branche tätig sind, dann verkaufen Sie Ihre Produkte vermutlich an Menschen, die gerne in der Natur sind. Sie verkaufen Ihre Produkte an Menschen, die womöglich bestimmte politische Überzeugungen haben. Sie verkaufen Ihre Produkte an Menschen mit einem guten Einkommen und ausreichend Freizeit für die Jagd. Und Sie verkaufen Ihre Produkte fast immer an Männer. Zumindest war es früher so...

Frau mit Gewehr über der Schulter Immer mehr Frauen wie Maike gehen auf die Jagd: Das hat Auswirkungen auf den Markt. © Maike Hoting (Instagram: @maikesjagd)
Die Jagdbranche ist im Wandel: Immer mehr Frauen entdecken die Jagd als Hobby und suchen die Herausforderung, den Erfolg und das Erlebnis, das die Jagd mit sich bringt. Was früher die Ausnahme war, hat sich zu einem echten Trend entwickelt, der in den letzten zehn Jahren stetig an Dynamik gewonnen und nun einen Punkt erreicht hat, an dem es für Hersteller, Vertriebsunternehmen oder Händler ein Fehler sein könnte, diese Entwicklung zu ignorieren.

Allein in Deutschland, einem der größten und bedeutendsten Jagdmärkte Europas, entdecken immer mehr Frauen das Jagen für sich. Nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbands sitzen in den Vorbereitungskursen zur Jägerprüfung an den deutschen Jagdschulen rund 25 Prozent Frauen – ihr Anteil ist in den letzten zehn Jahren um mehr als ein Fünftel gestiegen.
 

Ein internationaler Trend

Diese Entwicklung ist nicht nur in Deutschland zu beobachten. In Norwegen interessieren sich so viele Frauen für den Jagdsport, dass der nationale Verband Norges Jegerog Fiskerforbund (NJF) ein umfangreiches Programm mit speziellen Veranstaltungen und Lernangeboten für diese Zielgruppe aufgelegt hat. Vom Schießunterricht über Seminare zur Elchjagd bis hin zu Übungsstunden im Tontaubenschießen – der Veranstaltungskalender für Schützinnen in Norwegen ist prall gefüllt. Die NJF hat auch eine Facebook-Gruppe (NJFF Jenter) speziell für Frauen eingerichtet, die zur Jagd gehen oder in die Jagd einsteigen wollen. Diese Gruppe zählt derzeit knapp über 6.500 Mitglieder.

Auch jenseits des Atlantiks zeigen die neuesten Zahlen aus den USA den gleichen Trend. In der 2022 vom U.S. Fish & Wildlife Service durchgeführten nationalen Erhebung über Fischen, Jagen und Aktivitäten in der Natur wurde [auf Seite 23] festgestellt, dass von den 14,4 Millionen befragten Jagdteilnehmern 22 Prozent weiblich waren. Dies entspricht 3,1 Millionen Frauen – einen Markt dieser Größe außer Acht zu lassen, wäre nicht sonderlich klug.

Es ist jedoch eine Sache, einen Trend zu erkennen, eine ganz andere ist es, ihn zu verstehen.

  
Frau mit Gewehr über der Schulter steht auf einem Feld © Alina Liebhoff-Schweitzer (Instagram: @jaeger.meisterinnen)

Warum gehen immer mehr Frauen auf die Jagd?

Die genauen Gründe für diesen zunehmenden Trend sind nicht leicht auszumachen, weil es dafür nicht nur einen oder zwei Einflussfaktoren gibt. Einer der generellen Gründe könnte sein, dass sich in den letzten Jahren mehr Menschen Outdoor-Hobbys zugewandt haben, weil sie durch Lockdowns in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren. 

Ein weiterer Grund könnte sein, dass der Jagdsport generell in der breiten Öffentlichkeit an Akzeptanz gewinnt. Eine im Oktober 2023 durchgeführte YouGov-Studie zeigte, dass 71 Prozent der Menschen in Österreich die folgende Frage zustimmend beantworteten: „Würden Sie unabhängig von Ihrer persönlichen Haltung zum Jagdsport anderen Menschen in Ihrem Land die Jagd erlauben, sofern einschlägige Jagdgesetze und -vorschriften eingehalten werden?“

Im Januar 2024 wurde eine ähnliche YouGov-Studie in Spanien im Auftrag des Europäischen Verbands für Jagd und Naturschutz und der Real Federación Española de Caza durchgeführt. Die Frage lautete: Inwieweit stimmen Sie unabhängig von Ihrer persönlichen Haltung der folgenden Aussage zu bzw. nicht zu: „Jagdreisen ins Ausland sind in Ordnung, sofern die Jagd legal und im Einklang mit den Jagdgesetzen und -vorschriften erfolgt.“ Beeindruckende 70 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu. Diese allgemeinere Akzeptanz der Jagd könnte ein Grund dafür sein, dass Frauen in diesen Sport einsteigen – vielleicht hatten sie schon immer diesen Wunsch, und eine größere allgemeine Akzeptanz gibt ihnen das Gefühl, dass sie es endlich können.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Anstrengungen der Branche selbst. Clevere Unternehmen haben erkannt, dass sich immer mehr Frauen zu Jägerinnen ausbilden lassen, und sie haben diesen Trend mit Produkten speziell für Frauen und mit gezielten Programmen, die ihnen die Teilnahme erleichtern, aufgegriffen und gefördert. 
 

Wie können Sie daran teilhaben?

Als Einzelhändler können Sie einiges tun, um diese neue Zielgruppe anzusprechen und dafür zu sorgen, dass sie sich in Ihrem Geschäft willkommen fühlt. Dies wird Ihnen letztlich helfen, neue Kunden zu gewinnen. Zunächst können Sie sich über die Produkte informieren, die derzeit für Schützinnen hergestellt werden, wie etwa Kleidung, die besser zu Frauen passt, oder leichtere Gewehre, die für kleinere Personen geeignet sind. Solche einfachen Maßnahmen der Hersteller und Produzenten erleichtern Frauen den Einstieg in den Schießsport mit der für sie passenden Ausrüstung – es ist also sinnvoll, dass Sie diese auch anbieten.

Eine weitere gute Idee ist die Organisation von Veranstaltungen, die Frauen dazu ermutigen, in Ihr Geschäft zu kommen – gesellige Veranstaltungen mit Vorträgen sowie Frage- und Antwortrunden sind eine gute Möglichkeit, Menschen einzubinden und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Sie könnten auch versuchen, eine prominente Jägerin als Referentin für eine von Ihnen organisierte Veranstaltung zu engagieren. Noch besser wäre es, wenn Sie irgendwo in der Nähe einen Schießtag oder Schießwettbewerb für Frauen durchführen würden – es geht darum, Klischees abzubauen und zu zeigen, dass Ihr Geschäft ein einladender Ort für Frauen ist, die dort auf Augenhöhe behandelt werden. 

Vielleicht finden Sie durch eine bessere Ansprache der weiblichen Jägerschaft auch die perfekte Mitarbeiterin für Ihre Filiale? Mit weiblichem Personal würden sich Frauen nicht nur noch willkommener fühlen, sondern Sie könnten so auch zeigen, dass in Ihrem Geschäft Jägerinnen und Jäger gleichermaßen willkommen sind.

Wie auch immer Sie sich entscheiden, lassen Sie die wachsende Zahl von Frauen, die gerne jagen, besser nicht außer Acht. Sie sind hier, um zu bleiben, und sie werden weiter an Bedeutung gewinnen.
 

Autor

David Guest

David Guest

IWA OutdoorClassics