Schießsport im Wandel: Anna Janßen im Portrait
17.02.2025 Schießsport Interview

Schießsport im Wandel: Anna Janßen im Portrait

Die IWA OutdoorClassics 2025 steht vor der Türe und bietet auch in diesem Jahr wieder einige Highlights. Das Programm der SHOOTING EXPERTS’ Stage hat es in sich und fokussiert in diesem Jahr unter anderem den Schießsport. So ist auch Anna Janßen, aktuell eine der herausragendsten Persönlichkeiten im Schießsport, auf der IWA zu Gast und spricht dort über den Imagewandel ihrer Sportart. Im Talk beleuchtet Sie, wie Großevents das öffentliche Bild des Schießsports beeinflussen und welche Rolle die Branche dabei spielt. Sie wird auch persönliche Erfahrungen teilen und aufzeigen, wie durch gezielte Maßnahmen und positive Berichterstattung das Image des Schießsports verbessert werden kann. Wir stellen der Weltrekordhalterin 3 Fragen, um Sie besser kennenzulernen.

Seitliche Aufnahme der Deutschen Schützin Anna Janßen am Schießstand mit Luftgewehr im Anschlag. Anna Janßen verkörpert die neue Generation im Schießsport – Wir möchten mehr über Sie erfahren.
Frage 1: Was hat dich ursprünglich zum Schießsport gebracht und was fasziniert dich bis heute daran? 

Antwort: Ich bin 2010 durch meinen Bruder Simon – und letztendlich durch meine Familie – zum Schießsport gekommen. In diesem Jahr wurde er Deutscher Meister in der Schülerklasse, und sein Trainer hatte daraufhin die Idee, meiner Zwillingsschwester Franka und mir diesen Sport auch mal näherzubringen. Von Anfang an zeigte sich, dass ich ein gewisses Talent mitbrachte – die grundlegenden Techniken konnte ich schnell erlernen und umsetzen. Doch nicht nur die sportliche Entwicklung, sondern auch die Gemeinschaft machte diesen Sport für mich von Beginn an besonders. Bis heute fasziniert mich der Schießsport in vielerlei Hinsicht. Neben der mentalen Herausforderung finde ich es unglaublich spannend, welches Körpergefühl ich durch das Training entwickelt habe und wie gut ich mich dadurch selbst kennengelernt habe.

Frage 2: Welche besonderen Herausforderungen hast du in deiner Karriere gemeistert und wie haben sie dich geprägt?

Antwort: Wie wohl jeder im Leistungssport habe auch ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Besonders in meiner Jugend musste – und wollte – ich für den Sport auf einiges verzichten. Das stieß natürlich nicht immer auf Verständnis, aber das ist in solchen Situationen ja keine Seltenheit.
Mein wohl schwierigstes Jahr war 2023. Im Jahr zuvor hatte ich meine ersten Einzelerfolge bei den Erwachsenen gefeiert und wollte nahtlos daran anknüpfen. Doch als die ersten Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben wurden, veränderte sich meine Sichtweise auf den Sport. Plötzlich war ich nur noch verbissen und völlig auf Erfolge fokussiert. Mit der Zeit wurde der Druck so groß, dass ich kaum noch Motivation für Training oder Wettkämpfe hatte – innerlich wehrte sich alles dagegen. Anfang 2024 zog ich dann die Reißleine und setzte mir ein neues, übergeordnetes Ziel für die olympische Saison: meine Freude und Liebe für den Sport zurückzugewinnen. Und tatsächlich – das gelang mir schneller und besser, als ich erwartet hatte. Ich konnte wieder große Erfolge feiern, aber vor allem genoss ich den Sport wieder mit voller Begeisterung. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt und mir gezeigt, wie essenziell die Freude am Sport selbst ist – gerade im Leistungssport.
 
 Anna Janßen, deutsche Schützin, fotografiert von hinten am Schießstand. Anna Janßen beim Wettkampf: Voll fokussiert.  

Frage 3: Wie bereitest du dich mental und physisch auf Wettkämpfe vor?

Antwort:
Ich habe kein festes Ritual zur Wettkampfvorbereitung – ich passe es vielmehr flexibel an meine Bedürfnisse an. Manchmal ziehe ich mich zurück, schalte meine Umgebung aus und höre Musik, während ich an anderen Tagen bewusst kurz vor dem Wettkampf das Gespräch mit anderen suche. Ich entscheide von Tag zu Tag, was mir guttut. Ein wichtiger Bestandteil meiner Vorbereitung ist jedoch die mentale Visualisierung. Ich stelle mir verschiedene Wettkampfsituationen im Voraus vor – sowohl positive als auch herausfordernde und negative –, um auf alles vorbereitet zu sein. Ich bin überzeugt, dass auch das richtige Umfeld eine entscheidende Rolle spielt und viele positive Einflüsse haben kann. Physisch hängt meine Vorbereitung stark davon ab, wie ich mich körperlich fühle. Gelegentlich gehe ich am Vortag noch aufs Rad oder in den Kraftraum, um meine Beine zu aktivieren, während ich meinen Oberkörper lieber entspannt halte. Generell ist eine gute Grundfitness essenziell, um in stressigen Wettkampfsituationen kontrolliert reagieren zu können und körperliche Belastungen besser zu kompensieren.

Anna ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie individuelle Erfolge und persönliche Geschichten den Schießsport positiv beeinflussen können. Ihre Erfahrungen und Erfolge tragen dazu bei, das öffentliche Bild des Schießsports zu verbessern und mehr Menschen für diese Sportart zu begeistern. Die ISSF erkennt die Bedeutung solcher Persönlichkeiten und setzt gezielt auf Innovationen und Maßnahmen, um den Schießsport attraktiver und zugänglicher zu machen.

ISSF setzt auf Innovation und Jugend: Positives Feedback des IOC beflügelt Schießsport
Die ISSF ist sehr erfreut über die Zukunft des Schießsports nach dem äußerst positiven Feedback-Bericht des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Wir sind begeistert von den Ergebnissen des Berichts", sagte Nicolas Davies, Media Manager der ISSF. "Die detaillierten Daten, die vom IOC, Publicis Sport & Entertainment und dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele Paris 2024 in 14 Bereichen gesammelt wurden, bieten wertvolle Einblicke für jede der 32 Internationalen Verbände, deren Sportarten im letzten Jahr auf dem olympischen Programm standen."

Von diesen 14 Indikatoren erzielte die ISSF in acht davon überdurchschnittliche Ergebnisse. "Besonders stolz sind wir darauf, dass wir in fünf dieser Indikatoren unter den besten Drittel aller Internationalen Verbände liegen", betonte Davies. "Dies zeigt, dass unsere Bemühungen, den Schießsport als unterhaltsam, attraktiv für junge Menschen und weltweit ansprechend zu präsentieren, Früchte tragen."

Die ISSF untersucht nun Herausforderungen bei einigen Veranstaltungen, um die Durchführung der Finals zu verbessern, insbesondere hinsichtlich der Gesamtdauer und der Entwicklung von Schießsportformaten, die für Fans ansprechend und einfach zu verstehen sind. "Wir arbeiten an zusätzlichen technologischen Funktionen für eine bessere Sportpräsentation und Zuschauererfahrung, wie z.B. Zieltrajektorien (SCATT)", erklärte Davies. "Darüber hinaus kooperieren wir mit den Olympischen Rundfunkdiensten, um menschliche Geschichten während des Wettbewerbs hervorzuheben."

Ein besonderer Fokus liegt auf der Ansprache der jüngeren Generation. 

Porträt von Nicolas Davis, Mitarbeiter des internationalen Schießsportverbands.
"Wir entwickeln neue Initiativen im Bereich der VR-Erlebnisse im Schießsport und streben an, ein wichtiger Akteur bei den neuen Olympischen eSport-Spielen zu sein. All diese Bemühungen werden mehr Menschen für unseren Sport begeistern und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden."
Nicolas Davies, ISSF
Erleben Sie Anna Janßen im Gespräch auf der IWA OutdoorClassics 2025 und sichern Sie sich noch heute ihr Ticket. Erleben Sie Anna Janßen im Gespräch auf der IWA OutdoorClassics 2025 und sichern Sie sich noch heute ihr Ticket. 

Autor

Georg Loichinger

Georg Loichinger

Public Relations