Schießsport im Wandel: Anna Janßen im Portrait
Die IWA OutdoorClassics 2025 steht vor der Türe und bietet auch in diesem Jahr wieder einige Highlights. Das Programm der SHOOTING EXPERTS’ Stage hat es in sich und fokussiert in diesem Jahr unter anderem den Schießsport. So ist auch Anna Janßen, aktuell eine der herausragendsten Persönlichkeiten im Schießsport, auf der IWA zu Gast und spricht dort über den Imagewandel ihrer Sportart. Im Talk beleuchtet Sie, wie Großevents das öffentliche Bild des Schießsports beeinflussen und welche Rolle die Branche dabei spielt. Sie wird auch persönliche Erfahrungen teilen und aufzeigen, wie durch gezielte Maßnahmen und positive Berichterstattung das Image des Schießsports verbessert werden kann. Wir stellen der Weltrekordhalterin 3 Fragen, um Sie besser kennenzulernen.
Antwort: Ich bin 2010 durch meinen Bruder Simon – und letztendlich durch meine Familie – zum Schießsport gekommen. In diesem Jahr wurde er Deutscher Meister in der Schülerklasse, und sein Trainer hatte daraufhin die Idee, meiner Zwillingsschwester Franka und mir diesen Sport auch mal näherzubringen. Von Anfang an zeigte sich, dass ich ein gewisses Talent mitbrachte – die grundlegenden Techniken konnte ich schnell erlernen und umsetzen. Doch nicht nur die sportliche Entwicklung, sondern auch die Gemeinschaft machte diesen Sport für mich von Beginn an besonders. Bis heute fasziniert mich der Schießsport in vielerlei Hinsicht. Neben der mentalen Herausforderung finde ich es unglaublich spannend, welches Körpergefühl ich durch das Training entwickelt habe und wie gut ich mich dadurch selbst kennengelernt habe.
Frage 2: Welche besonderen Herausforderungen hast du in deiner Karriere gemeistert und wie haben sie dich geprägt?
Antwort: Wie wohl jeder im Leistungssport habe auch ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Besonders in meiner Jugend musste – und wollte – ich für den Sport auf einiges verzichten. Das stieß natürlich nicht immer auf Verständnis, aber das ist in solchen Situationen ja keine Seltenheit.
Mein wohl schwierigstes Jahr war 2023. Im Jahr zuvor hatte ich meine ersten Einzelerfolge bei den Erwachsenen gefeiert und wollte nahtlos daran anknüpfen. Doch als die ersten Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben wurden, veränderte sich meine Sichtweise auf den Sport. Plötzlich war ich nur noch verbissen und völlig auf Erfolge fokussiert. Mit der Zeit wurde der Druck so groß, dass ich kaum noch Motivation für Training oder Wettkämpfe hatte – innerlich wehrte sich alles dagegen. Anfang 2024 zog ich dann die Reißleine und setzte mir ein neues, übergeordnetes Ziel für die olympische Saison: meine Freude und Liebe für den Sport zurückzugewinnen. Und tatsächlich – das gelang mir schneller und besser, als ich erwartet hatte. Ich konnte wieder große Erfolge feiern, aber vor allem genoss ich den Sport wieder mit voller Begeisterung. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt und mir gezeigt, wie essenziell die Freude am Sport selbst ist – gerade im Leistungssport.

Frage 3: Wie bereitest du
dich mental und physisch auf Wettkämpfe vor?
Antwort: Ich habe kein festes Ritual
zur Wettkampfvorbereitung – ich passe es vielmehr flexibel an meine Bedürfnisse
an. Manchmal ziehe ich mich zurück, schalte meine Umgebung aus und höre Musik,
während ich an anderen Tagen bewusst kurz vor dem Wettkampf das Gespräch mit
anderen suche. Ich entscheide von Tag zu Tag, was mir guttut. Ein wichtiger
Bestandteil meiner Vorbereitung ist jedoch die mentale Visualisierung. Ich
stelle mir verschiedene Wettkampfsituationen im Voraus vor – sowohl positive
als auch herausfordernde und negative –, um auf alles vorbereitet zu sein. Ich
bin überzeugt, dass auch das richtige Umfeld eine entscheidende Rolle spielt
und viele positive Einflüsse haben kann. Physisch hängt meine Vorbereitung
stark davon ab, wie ich mich körperlich fühle. Gelegentlich gehe ich am Vortag
noch aufs Rad oder in den Kraftraum, um meine Beine zu aktivieren, während ich
meinen Oberkörper lieber entspannt halte. Generell ist eine gute Grundfitness
essenziell, um in stressigen Wettkampfsituationen kontrolliert reagieren zu
können und körperliche Belastungen besser zu kompensieren.
Anna ist ein hervorragendes Beispiel dafür,
wie individuelle Erfolge und persönliche Geschichten den Schießsport positiv
beeinflussen können. Ihre Erfahrungen und Erfolge tragen dazu bei, das
öffentliche Bild des Schießsports zu verbessern und mehr Menschen für diese
Sportart zu begeistern. Die ISSF erkennt die Bedeutung solcher Persönlichkeiten
und setzt gezielt auf Innovationen und Maßnahmen, um den Schießsport
attraktiver und zugänglicher zu machen.
ISSF setzt auf Innovation
und Jugend: Positives Feedback des IOC beflügelt Schießsport
Die ISSF ist sehr erfreut über die Zukunft
des Schießsports nach dem äußerst positiven Feedback-Bericht des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Wir sind begeistert von den
Ergebnissen des Berichts", sagte Nicolas Davies, Media Manager der ISSF.
"Die detaillierten Daten, die vom IOC, Publicis Sport & Entertainment
und dem Organisationskomitee der Olympischen Spiele Paris 2024 in 14 Bereichen
gesammelt wurden, bieten wertvolle Einblicke für jede der 32 Internationalen
Verbände, deren Sportarten im letzten Jahr auf dem olympischen Programm
standen."
Von diesen 14 Indikatoren erzielte die ISSF
in acht davon überdurchschnittliche Ergebnisse. "Besonders stolz sind wir
darauf, dass wir in fünf dieser Indikatoren unter den besten Drittel aller
Internationalen Verbände liegen", betonte Davies. "Dies zeigt, dass
unsere Bemühungen, den Schießsport als unterhaltsam, attraktiv für junge
Menschen und weltweit ansprechend zu präsentieren, Früchte tragen."
Die ISSF untersucht nun Herausforderungen bei einigen Veranstaltungen, um die Durchführung der Finals zu verbessern, insbesondere hinsichtlich der Gesamtdauer und der Entwicklung von Schießsportformaten, die für Fans ansprechend und einfach zu verstehen sind. "Wir arbeiten an zusätzlichen technologischen Funktionen für eine bessere Sportpräsentation und Zuschauererfahrung, wie z.B. Zieltrajektorien (SCATT)", erklärte Davies. "Darüber hinaus kooperieren wir mit den Olympischen Rundfunkdiensten, um menschliche Geschichten während des Wettbewerbs hervorzuheben."
Ein besonderer Fokus liegt auf der Ansprache der jüngeren Generation.

"Wir entwickeln neue Initiativen im Bereich der VR-Erlebnisse im Schießsport und streben an, ein wichtiger Akteur bei den neuen Olympischen eSport-Spielen zu sein. All diese Bemühungen werden mehr Menschen für unseren Sport begeistern und sie ermutigen, selbst aktiv zu werden."